1133 Shafak, Elif Elif Shafak - Am Himmel die Flüsse Michaela Grabinger | Elif Shafak, geb. 1971, britisch-türkische Autorin „Wir haben nur unsere Erinnerung. Wenn du wissen willst, wer du bist, musst die die Geschichten deiner Ahnen kennenlernen.“ Das Buch spielt auf verschiedenen Zeitebenen und ist eng verbunden mit dem Wasser. Wasser, das in vielen Gegenden dieser Welt kostbar und rar ist, klar oder verschmutzt, heilend oder zerstörend. Es beginnt mit einem Regentropfen, der zur Zeit Assurbanipals, König der Assyrer in Mesopotamien und Ninive, am Ufer des Tigris gelegen. Der König ist gebildet und gleichzeitig grausam. Der Regentropfen fällt, verdunstet, steigt in die Atmosphäre auf, durchläuft diesen Prozess immer wieder, gelangt durch die Jahrhunderte hindurch als Schneeflocke bis nach Großbritannien, fließt im 19. Jahrhundert in die Themse. Hier durchsucht ein Junge aus einem Armenviertel die Abwasserkanäle Londons nach etwas, was sich zu Geld machen lässt. Arthur, der Tosher, wie die Menschen genannt werden, die hier nach Verwertbarem im Unrat suchen, macht eine erstaunliche Karriere als Keilschriftentzifferer, gelangt in den Orient zu einer Volksgruppe, die durch die Jahrhunderte immer wieder Pogromen und Gewaltexzessen ausgesetzt ist: Die Yesizden (oder Eziden, wie sie sich selbst nennen). Er begegnet ihnen freundlich und sie helfen ihm, Tontafeln zu suchen bzw. Altertümer, nach denen schon Austen Henry Layard gesucht hat, der berühmte britische Assyriologe und Archäologe im 19. Jahrhundert. Im Jahr 2018 hadert eine junge Britin mit ihrem Schicksal, ihrer Herkunft und ihrer Familie. Sie sucht ein eigenes Leben, Menschen, die sie lieben und mit denen sie leben kann. Sie wiederum gelangt in den Irak, wo sie Nisaba begegnet, einem Mädchen, dass in Hände des IS geraten, versklavt, missbraucht und misshandelt worden ist, einzig weil sie eine Yesidin (und ein Mädchen) ist. Wasser - am Anfang und am Ende Wasser ist das Leitmotiv in diesem Roman, in dem Elif Shafak zeigt, wie wichtig Wasser für jedes Leben ist, die Grundlage und das verbindende Element zwischen den Menschen. Darüber hinaus ist das Buch ein leidenschaftliches Plädoyer für Menschlichkeit, Miteinander und gegenseitiger Hilfe. Für Menschen, die ein Recht auf ein eigenes Leben haben, auf Achtung und Respekt. Mitreißend geschrieben, intensiv recherchiert und unbedingt lesenswert. Das Nachwort ist ebenfalls sehr lesenswert, in dem Elif Shafak vor allem auf die Arbeit von Prof. Jan Ilhan Kizilhan, Mona Kizilhan und anderen aufmerksam macht, die sich immer wieder und unermüdlich für Opfer von Verfolgung und Gewaltexzessen einsetzen, insbesondere für die Yesiden (Eziden). Verlag Hanser - 2024 - Buch |