Mittagsstunde – das ist die heilige Zeit auf dem Dorf in den 1960er Jahren. Alles muss still sein, wenn die seit den Morgenstunden arbeitenden Landmenschen eine Pause, ihre Mittagspause, einlegen. Alle Kinder auf dem Dorf wissen das und halten sich daran. So war das und so blieb das lange Zeit. Daran erinnert sich Ingwer Feddersen noch gut. Auf dem Land, in einem kleinen Dorf namens Brinkebüll ist er aufgewachsen. Seit langem lebt er in Kiel, hat das Dorf und seine Leute mit ihren Geschichten verlassen, studiert, Archäologie, lebt mit zwei Freunden aus alten Tagen zusammen in einer WG. Er ist mittlerweile mehr als vierzig Jahre alt und hat das Gefühl, in einer Falle zu stecken. Es wird Zeit für ihn, wenn er aus seinem Leben noch etwas machen möchte und nicht weiter in der WG vor sich hin dümpeln will, einer WG, die sich längst überlebt hat.
Ingwer entscheidet sich für ein Sabbatical, ein Jahr Auszeit, und kehrt nach Brinkebüll zurück, zu seinen Großeltern, die ihn aufgezogen haben, weil seine Mutter dazu nicht in der Lage war. Nun sind sie alt geworden und brauchen seine Hilfe. Das, was sich schon in seiner Kindheit angekündigt hat, ist überall umgesetzt worden: Der Strukturwandel auf dem Land mit seinen Folgen für Mensch, Tier und Landschaft – positiv für die einen, negativ für die anderen. Mit seiner Rückkehr beginnt für Ingwer eine Reise in die Vergangenheit, er entdeckt Familiengeheimnisse, die alle, außer ihm, kannten. Ohne es bewusst zu wollen, beginnt er aufzuräumen in seinem Leben und seiner Vergangenheit. Was am Ende dabei herauskommt – das zu entdecken und zu entscheiden bleibt der geneigten Leserschaft überlassen.