1127 Gromes, Raphaela CD – Femmes – Raphaela Gromes Danial Dodd Festival Strings Lucerne Raphela Gromes, Cello Julian Riem, Piano/Arrangements | Raphaela Gromes unterstützt u.a. die José Carreras Leukämie-Stiftung in vielfältiger Weise, engagiert sich als Musikbotschafterin für die SOS-Kinderdörfer weltweit. Sie setzt sich stark für die Erweiterung und Bereicherung des Cello-Repertoires ein durch die Zusammenarbeit mit Musikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. In der letzten Zeit hat sie sich mit Komponistinnen und ihren Werken auseinandergesetzt. Die nun vorliegende CD ist ein Ergebnis dieser Forschung. „Warum nimmst du nicht mal eine CD mit Komponistinnen auf?“ Das wurde die Cellistin Raphaela Gromes von einer guten Freundin vor einigen Jahren gefragt. Ja, warum nicht? Als ich vor einigen Jahren begann, mich mit dieser Frage zu beschäftigen, fand ich mich in der gleichen Situation wie die Musikerin. Wie sie kannte ich zumindest eine Handvoll Komponistinnen. Aber durchaus nicht so viele Werke dieser Künstlerinnen. Ich begann nachzuforschen und empfand wie Raphaela Gromes: „Also stürzte ich mich in die Recherche und war begeistert und schockiert zugleich: Begeistert von der Vielzahl an genialen Komponistinnen, die es seit dem Mittelalter in der ganzen Welt gegeben hat, und schockiert, weil ich von den meisten von ihnen selbst im Musikstudium noch nie etwas gehört hatte.“ Die Doppel-CD „Femmes“ umfasst wie angekündigt Werke von Komponistinnen aus neun Jahrhunderten und beginnt mit Hildegard von Bingens „O virtus sapientiae“ (11./12. Jhdt.) in einer spannenden Bearbeitung von Julian Riem für Cello und Streichorchester. Das ist sehr schön und zurückhaltend gemacht, wird dem Charakter des Stückes gerecht und nimmt mich von Anfang an für die CD ein. Auch das nachfolgende Werk von Maria Antonia Walpurgis von Bayern (18. Jhdt.) aus ihrer Oper „Talestri“ ist schwungvoll und macht einfach Freude. Die erste CD beinhaltet vor allem Stücke für Cello und Streichorchester von Clara Schumann, Pauline Viardot-Garcia, Mathilde Capuis, Viktoria Yagling und Florence Price (Komponistinnen des 19. und 20. Jahrhunderts). Sozusagen eingerahmt werden die Komponistinnen mit Werken von Henry Purcell, W.A. Mozart oder Georges Bizet, die Frauen zum Thema haben. Die meisten Stücke auf CD 1 wurden für Cello und Orchester neu eingerichtet von Julian Riem, einem anerkannten und erfolgreichen Arrangeur und festem Klavierbegleiter von Raphaela Gromes. Die CD 2 beinhaltet Kompositionen für Cello und Klavier. Nadia und Lili Boulanger sind mit Werken vertreten sowie Cécile Chaminade, Fanny Hensel, Rebecca Clarke, Amy Beach und andere Musikerinnen. Die Kompositionen variieren von leicht bis schwer, von melodiös bis avantgardistisch. Ein Reigen unterschiedlichster Werke und Komponistinnen, sorgfältig ausgesucht und mit Begeisterung, die sich überträgt, musiziert. Das Booklet enthält zudem Kurzbiographien der Komponistinnen. Den ausgezeichneten Text hat Susanne Wosnitzka verfasst - eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet und u.a. Autorin für das Archiv Frau und Musik. Sie zeigt auf, unter welch schwierigen Umständen die Frauen komponierten, trotz aller Widerstände von Familie und Gesellschaft. Zu lesen, welche Hindernisse ihnen oft in den Weg gelegt wurden, lässt mich den Kopf schütteln und macht mich zornig. Bravo und weiter so Wie schön, dass gerade junge Musikerinnen und Musiker Komponistinnen für sich und die Bühne entdecken. Diesen Mut wünschte ich mir gerade von etablierten Künstler:innen. Es ist eine Schande, dass auch heute noch Werke von Komponistinnen selten oder gar nicht auf Konzertprogrammen auftauchen. Doch ebenso beim Publikum, das sich manchmal noch schwertut mit Werken von Komponistinnen, gibt es einigen Nachhohlbedarf und viel Aufklärung tut not. Da kann eine CD wie die gerade erschienene viel bewirken. Das tut sie schon, wie die Reaktionen im Netz zeigen. Bravo und mehr davon. Sony Classical in Kooperation mit Deutschlandfunk und BR Klassik - 2023 - CD / DVD |