Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
1120
Price, Florence
Florence Price - Symphonies Nos. 1 & 3 und andere Werke
Yannick Nézet Seguin
The Philadelphia Orchestra
Lara Downes, Klavier - Pianodiscoveries, MP3-Album
Florence Price - eine amerikanische Komponistin
Florence Price war eine amerikanische Komponistin (geboren 9. April 1887 in Little Rock, Arkansas – gestorben 3. Juni 1953, Chicago, Illinois) und zu ihren Lebzeiten durchaus bekannt und anerkannt. Sie hinterließ viele Werke: Sinfonien, Orchester- und Klavierwerke, Sonaten und Liedkompositionen. Nach ihrem Tod geriet sie in Vergessenheit, ja, ihre Manuskripte gammelten in ihrem ehemaligen Sommerhaus vor sich hin, bis eine neue Hausbesitzerin sie 2009 wiederentdeckte. Erst in jüngster Zeit finden Price‘ Werke wieder Beachtung und werden zunehmend aufgeführt. Ihre bislang veröffentlichten Werke sind zumeist als Download zu bekommen.

Florence Price war schwarz und in gewissem Sinn zweifach benachteiligt: als Frau und aufgrund ihrer Hautfarbe. So schrieb sie 1943 an den Dirigenten des Boston Symphony Orchestra: „Mein lieber Dr. Kussewitzky, gleich vorweg, ich habe zwei Handicaps: mein Geschlecht und meine Rasse – ich bin eine Frau und in meinen Adern fließt schwarzes Blut.“ (aus dem Booklet) Über die Benachteiligungen, denen (schwarze) Frauen auch im musikalischen Bereich ausgesetzt waren, lassen sich Bücher schreiben.

Florence Price arbeitete als Musikerin, Pädagogin, Organistin, Pianistin, studierte am American Conservatory und dem Chicago Music College. Nach ihrer Scheidung kümmerte sie sich um die Ausbildung ihrer Töchter. Und sie komponierte. Ihre erste Symphonie wurde durch Frederick Stock, einem berühmten deutschen Dirigenten, am 15. Juni 1933 mit dem Chicago Symphonie Orchestra aufgeführt. Es folgten andere Werke, die auch aufgeführt wurden, aber weniger Beachtung fanden – wegen der weiter oben erwähnten „Handiaps“.
Endlich wiederentdeckt - aufregend schön
Eine sehr schöne, aufregende, toll gespielte Aufnahme, die durch die Vereinigten Staaten führt, vom Land in die Stadt, Romantik, Klassik, Jazz und modernes Leben. Teilweise sehr witzig und rhythmisch gestaltet mit viel Raum für solistische Einlagen der verschiedenen Instrumente. Die erste Symphonie erinnert ein wenig an Dvoraks „Aus der neuen Welt“ – doch mit sehr selbstbewussten Akzenten. In der dritten hat Florence Price ihren ganz eigenen Stil gefunden.
In der Ersten, so Yannick Nézet Seguin, „hören wir folkloristische Melodien über Akkorden, die entweder in Kirchtonarten stehen oder in Richtung Jazz weisen – so entsteht etwas durch und durch Amerikanisches. […] In der Dritten klingt jede Melodie, als sollte sie gesungen werden […}. Das musikalische Material ist absolut vokal, der Notentext beinahe chorisch. Besonders gefällt mir, dass die Orchestrierung das gesamte Ensemble auch solistisch fordert {…]. Als würde sie alle Instrumente gleich lieb haben.“ (aus dem Booklet)
Eine Besonderheit sind in beiden Symphonien die jeweils dritten Sätze. Anstelle des – europäisch geprägten – Scherzos gibt es hier einen „Juba“ genannten Satz. Das ist ein Tanzsatz, „der auf den Juba zurückgeht, eine komplexe Art des Klatschens und Schlagens, die in Westafrika ihren Ursprung hat. Von dort aus gelangte der Tanz in die Südstaaten der USA, wo er auf Plantagen von Sklaven praktiziert wurde, denen es untersagt war, Instrumente zu benutzen.“ (aus dem Booklet) Diese 3. Sätze machen einen unbändigen Spaß und laden zum Tanzen ein.
Das Warten hat sich gelohnt
Eine außerordentlich schöne Entdeckung und eine CD, auf die ich seit ihrer Ankündigung gewartet hatte. Als Stream kannte ich sie schon. Das nun vorliegende Album soll das erste einer Reihe von Aufnahmen sein, die Yannick Nézet-Seguin mit dem Philadelphia Orchestra plant.
Und noch eine Empfehlung: Sketches in Sepia und andere Entdeckungen
Florence Price: Pianodiscoveries. Gespielt von Lara Downes (US-amerikanische Pianistin und Grenzgängerin in Sachen Musik und Kunst). Reine Klavierstücke, besinnlich, jazzig, melancholisch, zärtlich, sanft, schwungvoll, mit ihrer Fantasie Négre Nr. 2 und 4..
Diese Aufnahme ist nur als Downloadalbum zu bekommen.
Fazit
Es ist sehr schön, dass nunmehr immer mehr Aufnahmen in hochkarätiger Besetzung erscheinen. Alle Aufnahmen sind auch bei den gängigen Streamingdiensten abzurufen. Hier finden sich noch andere Aufnahmen (wie das Klavierkonzert, das Violinkonzert, Sonaten und Liedkompositionen), zumeist als MP3-Download.
Florence Price - eine Entdeckung, die sich lohnt. Ich freue mich auf neue Veröffentlichungen.
Deutsche Grammophon - 2022 - CD / DVD
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