Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
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Hope, Daniel
Hope@Home
Daniel Hope, Christoph Israel, Jacques Ammon, Iris Berben, Till Brönner, Joy Denalane, Max Herre, Matthias Goerne, Sebastian Knauer, Michael Metzler, Max Raabe, Tamara Stefanovich, Aliya Vodovosova.
Hope@Home - Daniel Hope und Christoph Israel - ein gutes Team
Daniel Hope - Geiger, künstlerischer Leiter von Orchestern und Festivals etc. Christoph Israel – Arrangeur, Komponist, Pianist
Sechs magische Wochen – six magical weeks
So titelt Daniel Hope, Geiger, musikalischer Leiter verschiedener Orchester, Festivals u.v.m. sein neues Album. Es ist das Ergebnis eines außerordentlichen Experimentes, das während des so genannten Lockdowns in Deutschland und weltweit ab Mitte März 2020 durchgeführt wurde. Für sechs Wochen ging Daniel Hope jeden Abend von Montag bis Samstag um 18 Uhr deutscher Zeit auf Sendung. Sonntags gab es ein Best of der Woche. Also jeden Tag eine halbe Stunde, später dann länger, Livemusik in bester Ton- und Bildqualität. Ort: Sein Wohnzimmer in Berlin, das er mit Hilfe von professionellen Technikern, Tonmeistern und Kameramännern innerhalb kürzester Zeit zu einem Tonstudio umfunktionierte. Mit dabei: ARTE, der deutsch-französische Kultursender, das ZDF, die das Ganze finanzierten. Alle Beteiligten zeigten ein hohes Maß an Kreativität und der nötigen Verrücktheit (wie es die Beteiligten selbst sahen), um dieses jeden Abend neu zusammengestellte und gesendete Programm wirklich werden zu lassen.
Daniel Hope und Christoph Israel, ein außerordentlicher Arrangeur, Komponist und Pianist, bildeten das kreative Team: Viele Stücke - von ihnen ausgewählt oder von Zuschauern aus aller Welt gewünscht - wurden neu arrangiert, oft über Nacht, manchmal erst kurz vor der Sendung fertig. Proben gab es nur wenige, wenn überhaupt. Und Daniel Hope ließ es nicht dabei bewenden. Er telefonierte in Berlin herum, fragte Künstler und Künstlerinnen, MusikerInnen, SängerInnen, SchauspielerInnen – sie alle sagten zu. Eines hatten sie gemeinsam: Zeit, mehr als genug. Alles gestrichen, keine Auftritte, abgesagte Produktionen, keine Einnahmen.
„Good evening, Ladies and Gentlemen, and a very warm welcome to Hope@Home”
Und so wurde allen geholfen: Den KünstlerInnen mit der Möglichkeit, vor einem Publikum aufzutreten (wenn auch via Bildschirm und digitalen Medien), Arte mit Streaming-Quoten in Millionenhöhe und dem Erweis, wie gut und wichtig öffentlich-rechtliche Sender sind (und wie innovativ sie sein können). Und natürlich dem Publikum, das jeden Abend über sechs Wochen mit einem außerordentlichen Programm unterhalten wurde. Jeden Abend das tröstliche „Good evening, Ladies and Gentlemen, and a very warm welcome” zu hören, tat einfach gut in der Wüste des Lockdowns. Verlässlich, freundlich, warmherzig. Großartige Musik gespielt von großartigen KünstlerInnen. Viele kannte ich bislang nicht. Das hat sich natürlich geändert ….
Daniel Hope wünschte sich von Anfang an einen Mix aus klassischer und moderner Musik, ein Stilmix sollte es sein, möglichst viele Menschen sollten angesprochen werden. Die Liste der Mitwirkenden ist lang und teilweise sehr prominent. Und allen merkt man an, wie sehr sie betroffen sind und wie wichtig ihnen dieses Programm ist.
Viele Mitwirkende, viele Komponisten
Auf dieser CD wirken mit: Jacques Ammon, Iris Berben, Till Brönner, Joy Denalane, Max Herre, Matthias Goerne, Sebastian Knauer, Michael Metzler, Max Raabe, Tamara Stefanovich, Aliya Vodovosova. Es waren aber viel mehr. Wer möchte, kann noch viele dieser einzelnen Hauskonzerte auf Youtube oder Arte Concert anschauen und anhören. Einige Titel (Auswahl): Les feuilles mortes, La vie en rose, This bitter earth, Irgendwo auf der Welt, An die Musik, Gnossienne No. 1, Moon River, Hijo de la Luna, Over the rainbow, Summertime, Never on Sunday, Lost in the stars.
Unter den Komponisten, die gespielt wurden, sind George Gershwin, Kurt Weill, Nino Rota, Henry Mancini, Werner Richard Heimann, Max Richter, Josef Kosma, Franz Schubert, Gabriel Faure, Erik Satie u.a.m.
Es ging ja noch weiter: Hope@Home ging auf Tour
Nach dem Lockdown ging Hope@Home auf Tour durch Berlin, Deutschland und die angrenzenden Länder. Nun hieß es Hope@Home on tour. Am 2. August war das letzte Livekonzert. Die Zuschauer blieben über den ganzen Zeitraum treu. Und ich war eine von ihnen. Es war ein sehr schönen Gefühl zu wissen, dass jeden Abend Zuschauer aus aller Welt vor ihren Geräten saßen und darauf warteten, die jeden Abend gleiche Begrüßung zu hören: „Good evening, Ladies and Gentlemen, and a very warm welcome to Hope@Home.“
Eine Liebe ist der anderen wert.
Ein verrücktes Experiment gelungen: Konzerte gut, CD gut – alles gut
Ich war gespannt, ob und wie die CD die Atmosphäre der Livekonzerte wiedergeben könnte. Ich meine: Es klappt. Die CD wirkt, ob man nun live dabei war oder im Nachhinein die Konzerte geschaut hat oder ob man gar nichts von dem Ganzen gesehen oder gehört hat. Es ist alles wirklich live - keine Bearbeitung oder Nachbearbeitung im Studio. Und es sind schöne Titel, sehr fein, lebendig, virtuos und liebevoll arrangiert und musiziert. Ein einzigartiges, absolut sehens- und hörenswertes Experiment. Verrücktheit ist eben manchmal wahre Vernunft. Und vielleicht gibt es ja noch einen Nachschlag. Da waren noch mehr schöne Titel dabei.
Deutsche Grammophon - 14.08.2020 - CD / DVD
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