Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
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Garrett, David
David Garrett - Geiger - Cross-Over-Spezialist
David Garrett - Virtuoser Künstler und "Geigenrebell"
David Garrett ist ein deutscher Musiker – Geiger. Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Amerikanerin. Daher der englische Name. Geboren 4.9.1980, Multitalent, früh entdeckt, erste Auftritte schon im Kindesalter, dann später Zusammenarbeit mit Claudio Abbado und Veröffentlichung von Alben mit Musik im klassischen Bereich. Studium in New York an der Juilliard School u.a. bei Itzhak Perlman. Ida Haendel und Issac Stern zählen zu seinen Lehrern, Yehudi Menuhin lobte sein Spiel. Nachdem er sein Studium in New York beendet hatte, kehrte er nach Deutschland zurück, konnte aber mit seiner Idee für ein Cross-Over-Projekt keinen Vertrieb finden, bis er 2006 mit dem Berliner Konzertveranstalter DEAG seinen Durchbruch schaffte. Die DEAG setzt vor allem auf den Event-Charakter klassischer Konzerte und übernahm sein Cross-Over-Projekt. Dazu wurde er als „Geigenrebell“ aufgebaut und sein Image daraufhin maßgeschneidert. Seitdem tourt er mit seinen Programmen durch die Welt. Sie setzten sich aus Elementen – Songs aus dem Rockmusikbereich zusammen sowie klassischen Stücken, die er entweder bearbeitet oder teilweise auch original spielt.
Virtuos - ob als Geiger oder als Krümelmonster
Garretts Alben wie Virtuoso (2007), Encore (2008), Rock Symphonies (2010), Music (2012), 2015 Explosive (2015), Rock Revolution (2017) sowie Unlimited (2018) beinhalten vor allem von ihm und Frank van der Heijden und John Haywood arrangierte Stücke bekannter bzw. berühmter Komponisten, u.a. Queen, Beatles, Michael Jackson, Hans Zimmer, Domenico Modugno, Mikis Theodorakis, Charlie Chaplin. Er komponiert auch selbst z.B. Midnight Waltz, Chelsea Girl u.a.
David Garrett kombiniert seine Auftritte oft mit Stücken aus dem Klassikbereich, die er teils in der Originalfassung spielt, teils neu und in rockigem Gewand darbietet. Er begründet diese Vorgehensweise damit, dass er beide Musikrichtungen liebt und sie nicht voneinander trennen will. Das kommt nicht immer gut an bei Klassikliebhabern und Puristen, die ihn dafür kritisieren. Von dieser Kritik lässt er sich aber nicht abschrecken.
Klassik gefällig?
Neben den Cross-Over Projekten hat er auch eine Reihe von Alben mit klassischer Musik veröffentlicht wie z.B. Legacy (2011), mit dem Violinkonzert von Ludwig van Beethoven und Stücken von Fritz Kreisler. Begleitet wird er hier vom Royal Philharmonic Orchestra unter Ion Marin; Timeless (2014), eine CD mit den Violinkonzerten von Max Bruch und Johannes Brahms mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta. Hinzu kommen CD‘s mit Werken von Nicolo Paganini (schon 1997, dann 2013 u.a.m.) Mit Paganini, dem Teufelsgeiger, wird Garrett oft in Verbindung gebracht, schon wegen seines Filmes „Der Teufelsgeiger“, bei dem er die Hauptrolle übernahm und auch als Produzent fungierte. Der Film wurde allerdings von der Kritik ziemlich verrissen.
Schon in den Jahren ab 1994 erschienen einige Schallplatten mit ihm als Solisten: 1994 Violin Sonata, 1995 zwei Violinkonzerte von Mozart und eine Sonate, 1997 Paganini Caprices, 2001 Violinkonzert von Tschaikovsky 2002 Pure Classics.
Zu den CD’s sind auch DVD’s erschienen, die aus seinen Konzerten zu den Alben entstanden sind.
"14" - ein besonderes Album
2013 erschien das Album „14“ mit Aufnahmen aus dem Jahr 1995, die lt. Booklet nie veröffentlicht wurden. „14“ deshalb, weil David Garrett es im Alter von 14 Jahren aufgenommen hat, ein überaus ambitioniertes Projekt, das dem jungen Künstler viel abverlangte. Es sind darauf u.a Werke von Papanini, Dvorak, Schubert, Fritz Kreisler und Max Bruch zu finden. Sein Partner am Klavier ist Alexander Markovich.
Ich finde es sehr schön, dass die Deutsche Grammophon dieses kleine, aber feine Album veröffentlicht hat. Hier zeigt sich schon die große Begabung des 14jährigen, seine Sensibilität, seine Ernsthaftigkeit, sein enormes Können, das einhergeht mit harter Arbeit. Er hat schon hier einen außerordentlich schönen Geigenton, er singt mit der Geige. Und im Zusammenspiel mit dem Pianisten Alexander Markovich entwickelt sich ein leiser, aber intensiver musikalischer Dialog. Sehr fein: "Kol Nidrei" von Max Bruch, "Liebesleid" von Fritz Kreisler oder auch "None but the lonely heart" von P.I. Tchaikovsky.
Eine schöne CD und David Garrett sagt dazu: "Vierzehn ist ein besonderes Alter. So viel ändert sich - psychisch, sozial, emotional.... Ich war eine Kuriosität unter meinen Gleichaltrigen und fühlte mich unbehaglich in der Welt der klassischen Musik. Aber wenn du jung bist, ist so vieles eine Sache des Instinktes und ich hatte immer das Gefühl, dass ich mit meiner Violine etwas zu sagen habe. .... Dieses Album war als virtuoses Recital geplant, das meine Technik und Musikalität präsentieren sollte. Es ist dann leider nie zu einer Veröffentlichung gekommen. ...Und natürlich ist es merkwürdig für mich, diese Aufnahmen nach all den Jahren wieder zu hören. Aber ich kann auch heute noch absolut zu dem Resultat stehen, auch wenn jetzt (2013) fast 20 Jahre vergangen sind. ...Rückblickend betrachtet kann ich heute nur staunen, dass ich diese Dinge damals schon beherrscht habe. Das hätte ich nicht zu träumen gewagt. ...Die erneute Begegnung mit diesem Album hat mich selbst überrascht, berührt und immer wieder an die bewundernswerte Kraft der Musik erinnert, die die unendlichen Möglichkeiten der Fantasie und des Gefühls eröffnet. Nach so vielen Jahren bin ich glücklich, dass ich dieses Album - samt all den Erinnerungen und Gefühlen, die es in sich birgt - mit euch teilen kann." (Aus dem Booklet zu CD "14", Deutsche Grammophon 2013)
Zwischen Klassik und Rock - zwischen den Stühlen auf eigener Flugbahn
Ein Konzertbesucher (Wuhlheide, Berlin, Rock Symphonies) beschrieb ihn als eine Mischung aus André Rieu und ACDC. Da ist etwas dran. Von Hardrock bis Schmuseplatte ist alles drin in seinen Auftritten und Konzerten. Aber immer erstklassig dargeboten, sowohl in Bezug auf die Performance als auch die Instrumentierung, die Arrangements und die mitmischenden Künstler, Gitarristen, Schlagzeuger, Klavier-Percussion-Spieler und großes Orchester. Es sind klasse Shows mit einem entspannt wirkenden, virtuos aufspielenden David Garrett, der zudem als guter Entertainer fungiert. Das rockt, das macht Spaß, ist witzig oder gefühlvoll – wie es gefällt. Und sein Geigenton - na, den hat nicht jeder, um es mal so ganz cool auszudrücken. Ich mag seine Interpretationen von Queen-Songs, Michael-Jackson-Stücken oder den Beatles, Billy Joel. Ein paar Favoriten habe ich auch: He‘s A Pirat z.B. – superschön, zum Wegfliegen mit dem Segelschiff, Who want’s to live forever, Smooth Criminial, Ain’t No Sunshine, Midnight Waltz, Nothing Else Matters. Und ich mag sehr die eher ruhigen Stücke, die fast wie Kammermusik anmuten: Summertime (Gershwin), O mio babbino caro (Puccini), Earth-Song, New Day, Ritmo Espanol oder Por una Cabeza. Was immer man von seinen Cross-Over-Projekten hält, ob man moderne Versionen von Beethoven etc. mag oder nicht: Das ist alles gut gemacht, das nimmt die Zuschauer (HörerInnen) mit. Die Zeit, die man mit ihm und seinen Künstlern verbringt, vergeht schnell und macht Lust auf mehr. Das muss ihm einer erstmal nachmachen.
Eine Anmerkung noch: Auf die Tänzerinnen, mehr oder weniger bekleidet, könnte ich verzichten. Und bitte Ausflüge in den Kitsch vermeiden. Die Geschmäcker sind verschieden, das ist ok, aber manche Klippe schädlich: Weniger ist da oft mehr. Na, jedenfalls für mich. Ich kann sie ja auch umschiffen, falls jemand anderes sehr dran hängt. Ach ja, bevor ich's vergesse: Eine Bitte: Nochmal so eine CD wie "14" - ich meine, in der Art: Kleine Besetzung, Geige, Klavier, Flöte und/oder Gitarre. Klassisch oder modern, aber leise und fein, leidenschaftlich und still, Menschen und Instrumente im intensiven Dialog. Spielen mit/unter Freunden, unplugged. Mit richtigen Instrumenten und so...
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