Víkingur Heiðar Ólafsson (* 14. Februar 1984 in Reykjavík, Island) ist ein isländischer Pianist. Neben dem so genannten klassischen Repertoire (Bach, Schumann, Debussy etc.) ist ihm die zeitgenössische Musik sehr wichtig, was er mit verschiedenen Einspielungen u.a. Philipp Glass unter Beweis stellt.
Ich hatte die Gelegenheit, drei Stücke von der CD vorab zu hören. Und sofort war mir klar: Die muss es sein.
Es ist unglaublich, wie leicht, wie brillant, wie virtuos Víkingur Ólafsson die Stücke spielt. Dabei wirkt er im besten Sinne respektlos, d.h., er erstarrt nicht in Anbetung, er spielt die Stücke, als seien sie das Normalste der Welt, unbefangen, natürlich, klar und verständlich, ohne Attitüde, ohne Tamtam. Und sie wirken, und wie sie wirken. Jedes einzelne sorgfältig erarbeitet, so gut, dass man die Arbeit dahinter vergisst und sich diesen Tönen überlässt.
Ist witzig, verspielt, ernst, heiter, nachdenklich, übermütig, sanft und leidenschaftlich. Da spielt jemand, der nicht nur ein Meister des Klaviers und der Interpretation ist, sondern einfach unglaublichen Spaß an dem hat, was er tut.
Welche Stücke ich besonders mag? Schwer zu sagen, sie gefallen mir alle. Vielleicht eines meiner liebsten Stücke von Debussy (wohl auch eines seiner bekanntesten): Preludes/Book 1, L. 117: 8, La fille aux cheveux de lin. Das spielt er so sanft, so intim, zärtlich, weich, verträumt, wie ein ganz früher Frühlingsmorgen, noch ganz unberührt von allem, nur um seiner selbst willen da. Oder auch „The arts an the hours“ von Rameau – so zart, nachdenklich, liebevoll. Oder „Les tendre plaintes“, vom gleichen Komponisten. Diese Stücke hatte ich, wie oben schon erwähnt, vorab gehört und sie gefielen mir außerordentlich. Die anderen entdecke ich gerade, wie z.B. „Les Cyclopes“ von Rameau. Das ist wie eine Aufforderung, aufzuspringen und mit herumzutollen.
Spannend die Gegenüberstellung dieser beiden Komponisten aus dem 17./18. und 19./20. Jahrhundert. Sie passen jedoch sehr gut zusammen. Wie Bach wirkt auch Rameau bei Ólafsson gar nicht alt, sondern frisch und ganz neu. Er erinnert mich übrigens sehr an Bach. Diese CD macht mich glücklich.
In dem der CD beiliegenden Booklet beschreibt der Künstler seine Sichtweise auf die Stücke, was ihn an ihnen gereizt und was ihm bei seiner Auswahl wichtig war.