Hille Perl macht bei ihren Live-Konzerten den Eindruck, eine Person zu sein, die genau weiß, was sie tut und warum sie es tut. Die einfach das tut, was zu ihr passt. Sie wirkt nicht nervös, scheint in sich zu ruhen. Spielt präzise, klar, selbstbewusst, eins mit sich und der Musik. Es macht einfach Freude, ihr beim Musizieren zuzuschauen, einen Menschen zu erleben, der bei sich ist und bei seinem Tun. Ihr Spiel ist faszinierend, temperamentvoll, sanft, besinnlich, nachdenklich, überbordend schwungvoll, tänzerisch oder zurückgenommen – ganz so, wie die Musik es erfordert. Genauso wie sie als Solistin hervortreten kann, so ist sie bereit und in der Lage, zurückzutreten für die Kommunikation mit anderen in einer Gruppe oder in einem Orchester. Und das macht ihr Spiel so authentisch, frisch und hinreißend.
Auf der vorliegenden CD sind verschiedene Stücke von Telemann, Sonaten, Concerti, Orchestersuiten zu hören, teilweise für die Viola da Gamba bearbeitet. Ob nun langsame, besinnliche Stücke oder eher schnellere, schwungvollere, tänzerische – jedes Stück ist hörenswert. Ich gebe zu, mir liegen teilweise hier eher die etwas schnelleren Stücke. Sie sind temperamentvoll, rhythmisch, teilweise rasant dargebracht. Meine Lieblingsstücke sind die Suite in D aber Track 12 bis Track 18. Kommt Track 12 noch eher ruhig, ein bisschen majestätisch daher, so kann ich in den folgenden Sätzen gar nicht ruhig sitzen bleiben. Da geht, um es einmal salopp auszudrücken, die Post ab. Aber hallo. Das ist Fliegen mit und in der Musik. Wer solche Musik hat, braucht keine Drogen. Und die Nebenwirkungen sind auch sehr schön, nämlich Freude am Leben und kein Kater oder böses Erwachen. Hier ist man wach, und wie. Und auch noch gerne.