Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
1055
Dorothee Mields, Hille Perl
Händel
La Folia Barockorchester:
Robin Peter Müller, Pia Grutschus, Violine
Philipp Comploi, Violoncello
Sophia Scheifler, Kontrabass
Andreas Küppers, Cembalo
Ausführende: Dorothee Mields, Gesang
Hille Perl, Viola da Gamba
Peter Westermann, Oboe
Barbara Heindlmeier, Christian Heim, Blockflöte
Lee Santana, Spanische Gitarre, Laute
Hille Perl schreibt im Booklet zu der CD: „Meine Dankbarkeit gilt dem gesamten Ensemble für ihren Mut, sich hemmungslos, bedingungslos und kreativ in dieses Projekt zu werfen ...“
Diese Motivation ist auf jeden Fall zu hören. Dorothee Mields klarer, warmer Sopran passt sehr gut mit den Solisten und dem La Folia Barockorchester zusammen.
Im ersten Teil, Tra le Fiamme, geht es um die Kunst des Fliegens. Dorothee Mields interpretiert das Stück. Inhalt: Nicht jedem ist es gegeben zu fliegen, schon gar, wenn man nicht wie Dädalus Vorsorge trifft. Nur der Vogel, der dafür geschaffen wurde, sollte dies tun. Entweder man weiß, wann man mit dem Feuer spielen kann und darf und wie weit man damit gehen kann, oder man verbrennt bzw. stürzt gnadenlos ab.
Es folgen im Wechsel Instrumental- und Gesangsstücke, wie Dorothee Mields mit der Arie „Nascermi sento al core“, ein sehr virtuoses Stück, gefolgt von der Sonate in G-Moll. In der „Cantata spagnuola“ ist wieder Dorothee Mields zu hören mit Lee Santana zusammen. „La bianca rosa“ klingt romantisch, sehnsüchtig, zärtlich.
Was zum krönenden Abschluss in der Chaconne in G-Dur geschieht ist ein hin- und mitreißendes Zusammenspiel der Solisten mit den Mitgliedern des La Folia Barockorchesters. Das ist ein unglaubliches Vergnügen. Fliegen auf hohem Niveau, alles gewagt und alles gewonnen, um im Bild zu bleiben. Wer es kann, der darf, der soll, der muss fliegen, hier in einem 15 Minuten währenden Wahnsinnsflug, von besinnlich und Traum verloren zu Beginn, sich heiter steigernd in einem Auf und Ab, langsam, schnell und wieder langsam, gleichsam Luft holend, Anlauf nehmend, sich gegenseitig anfeuernd, furios gesteigert, um dann ganz harmlos, unschuldig, als wäre nichts gewesen, sanft und lieblich, nahezu besinnlich weich zu landen. Wer es kann, der kann es eben.
Wer sagt, alte Musik sei langweilig, hat nicht die leiseste Ahnung. Von Musik, vom Menschen und von Musikern/Musikerinnen.
DHM - 2017 - Audio-CD
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