Songs von André Heller lernte ich kennen, da galt er noch enfant terrible, inszenierte sich gerne als Bürgerschreck und agierte gegen alles, was ihm spießig und kleinkariert erschien.
Ich mochte durchaus nicht alles von ihm, fand einiges auch zu egozentrisch, zu viel Personality Show in eigener Sache. Aber eine Reihe von Liedern gefielen mir doch. Da war beispielsweise „Komm, Heller, komm“. Das wurde mein Protestsong, wenn mich die Welt im Allgemeinen und meine Mitmenschen im Besonderen nervten. Auch „Die wahren Abenteuer sind im Kopf“ gehörte zu meinen Favoriten. Später lernte ich „Du, du, du“ kennen, das zu den leiseren Songs gehörte, ebenso wie „Bitter und Süß“ oder „Angstlied“, „Mein Liebstes tu die Schatten fort“ (auf der Schallplatte „Verwunschen“, 1980). Das war ein anderer Heller, nachdenklich, sensibel, leiser.
Ich habe seinen Roman „Das Buch vom Süden“ gelesen, als er 2016 erschien. Ich fand es interessant zu erfahren, wo und wie er groß geworden ist, was ihn geprägt hat. Dadurch versteht man manches ein bisschen besser. Ich sah auch die Dokumentation „Im toten Winkel“ über Hitlers Sekretärin Traudel Junge (Panorama Publikumspreis auf der Berlinale 2002). Die hat mich sehr beeindruckt, vor allem die alte Frau, die sich und anderen Rechenschaft ablegt. Das fand ich schon mutig. Und Heller ging durchaus sensibel mit ihr um, ohne die kritische Distanz, die für einen solchen Film erforderlich ist, zu verlieren.