Maria (Monika Bleibtreu) ist 71 Jahre alt, Bäuerin und schwer krebskrank. Sie weiß, dass sie sterben wird und ihr die Chemotherapien nicht mehr helfen können, die sie aber noch zusätzlich schwächen würden. Sie will in Würde sterben. Deshalb besteht sie darauf, nach Hause zu kommen in ihr gewohntes Umfeld in Oberbayern, in ihre Welt mit ihren Blumen, Bäumen und Büchern. Nach anfänglichem Widerstand erlaubt ihr der Chefarzt der Klinik (Günther Maria Halmer), nach Hause zurückzukehren. Da ihr Sohn Simon (Michael Fitz) sich um den Hof kümmern muss, schickt der Arzt seine fähigste Krankenschwester als ihre Betreuerin mit. Andrea (Nina Kunzendorf) ist zu Anfang alles andere als für diese Lösung. Sie bevorzugt die traditionelle Behandlungsmethode. Gegen die starrköpfige Maria allerdings ist kein Aufkommen. Nach und nach lernt Andrea, sich auf ihre Patientin einzustellen und ihre Belange und Bedürfnisse zu respektieren, ja zu akzeptieren. Sie lässt sich sogar auf die alternativen Behandlungsmethoden des Heilpraktikers Dr. Wu ein (Nikolaus Paryla) und sucht Hilfe bei einem Hospiz, wo sie lernt, wie ihre Patientin zuhause gepflegt und mit Medikamenten schmerzfrei gehalten werden kann. Maria wiederum hat noch etwas zu erledigen: Ihre beiden Söhne sind zerstritten und gerade dem stets um sie bemühten Simon hat sie nicht die Liebe gezeigt, auf die er so wartet. Andrea wird zu ihrer Sterbebegleiterin, die lernt, ihr Leben in ihre eigenen Hände zu nehmen und ihr Glück zu suchen und zu finden.
Ich sah den ursprünglich für das Fernsehen (ARD/BR) produzierten Film bei dessen Erstausstrahlung. Über die Jahre habe ich ihn nie vergessen. Wenn er wiederholt wurde, schaute ich ihn mir wieder an. Als die DVD erschien, kaufte ich sie mir. Einen solchen Film sieht man nicht alle Tage. So tief der Film berührt, so wenig sentimental ist er und auch nicht ohne Humor. Maria ist starrköpfig, knorrig und doch liebenswert. Sie lässt sich nicht von ihrer Überzeugung abbringen, zuhause sterben zu wollen. Monika Bleibtreu spielt sie unglaublich überzeugend und intensiv. Ihr Sohn Moritz Bleibtreu sagte in einem Interview einmal, als er den Film gesehen habe, sei er tief erschrocken gewesen. Nur vier Jahre später, in 2009, starb sie an Krebs. Im Nachhinein ist es fast, als spiele sie ihren eigenen Tod.
Nina Kunzendorf als ihre zunächst widerspenstige, dann sehr loyale Pflegerin, ist ebenso beeindruckend. Sie überzeugt in ihrem Widerstand genauso wie in ihrer zunehmenden Zustimmung zu Marias Wünschen. Und in der Szene nach dem Tod Marias erscheint sie mir wie ein Todesengel, ein sehr liebevoller Engel, den man sich an seiner Seite wünscht, wenn es für einen selbst einmal so weit sein sollte. Sie zeigt aber auch, wie tief ein Mensch in diesen Prozess hineingeraten kann und sich auf ihn einlassen muss. Sie steht auf der Schwelle des Todes, zwischen Tod und Leben. Das ist für Augenblicke ihre eigene tiefe Einsamkeit, die sie auszuhalten hat und aushält, um dann wieder ins Leben zurückzufinden. Im Mitsein mit Maria in ihrem Sterben und Tod findet sie zu ihrem eigenen Leben.