Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
1049
Wilde, Oskar
Ernst sein ist Alles
Regie: Oliver Parker
Darsteller: Colin Firth, Rupert Everett, Reese Witherspoon, Frances O'Connor, Judy Dench
(The importance of being earnest)
Inhalt
Algernon (Algy) Moncrieff und Jack Worthing sind Freunde und leben in England zur Zeit Queen Victorias. Wenn Jack das Leben auf seinem Landgut zu langweilig wird, fährt er nach London, um sich dort mit Algy zu amüsieren. Da Jack zuhause als sehr korrekt und seriös bekannt und zudem Vormund seiner Nichte Cecily ist, erfindet er mit Hilfe seines Freundes eine zweite Identität, eine Person namens Ernest, zu Deutsch Ernst. Bei einem seiner Besuche verliebt sich „Ernest“ in Algys Cousine Gwendolen. Deren Mutter wiederum ist von dieser Entwicklung not amused, insbesondere als sich herausstellt, dass Jacks Herkunft mysteriös und eventuell nicht standesgemäß ist. Algy wiederum verliebt sich in Cecily, was Jack nicht akzeptieren kann, weil er genau um den Lebenswandel seines Freundes weiß und wie dessen Liebesbeteuerungen einzuschätzen sind. In der weiteren Entwicklung der Geschichte stellen sich die Scheinexistenzen und Notlügen als zunehmend hinderlich heraus, zumal beide Herren sich ihren Liebsten unter dem Namen „Ernest“ nähern. Wie aus dem ganzen Schlamassel herausfinden? Das ist gar nicht so einfach.
Der Film geht auf ein Theaterstück gleichen Namens von Oscar Wilde zurück. Im Englischen klingen earnest (seriös, ernst) und Ernest als Name gleich wie auch im Deutschen „ernst sein“ und „Ernst“. Der Titel in der deutschen Übersetzung war immer etwas schwierig, aber hier fand man eine gute Lösung. Ob als Theaterstück oder als Film ist es eine rundum gelungene, federleichte, aber durchaus tiefgründige Komödie. Sie war Wildes größter Erfolg, dem dann traurigerweise sein tiefer Absturz folgte mit dem Prozess, den der Vater seines Liebhabers gegen ihn anstrengte und der sein Leben ruinierte. Der Einzelne mit seinen Vorstellungen vom Leben und die Gesellschaft, die dem entgegenstehen, war immer Oscar Wildes Thema. Seine Helden haben immer einen oder mehrere Flecke auf ihrer Vita, sind Außenseiter und brauchen die Absolution oder zumindest das Verständnis der Gesellschaft ihrer Zeit, die außerordentlich restriktiv und abgeschlossen ist. Die jeden ausschließt, der nicht mit ihren Vorstellungen und Werten übereinstimmt, so absurd sie manchmal sein können. Wildes Helden und Heldinnen erfahren Absolution, er selbst leider nicht. Doch bis heute ist „The importance of being earnest“ sein großer Erfolg.
Der Film ist klasse gemacht, die Darsteller sind ebenso klasse. Ihn anzuschauen ist reines Vergnügen. Intelligent, witzig, spritzig. Und eigentlich, trotz der Kulissen, gar nicht von gestern. Denn auch für die Heutigen bleibt ja die Frage: Wie „earnest“ sind wir, und wie viel „Ernest“ steckt in uns selbst? Der Film ist deutsch synchronisiert oder kann auf Englisch mit und ohne Untertitel angeschaut werden.
USA/GB/F - 2002 - DVD
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