Die Rokoko-Variationen von Peter Ilitsch Tchaikovsky kannte ich nicht. War das eine schöne Überraschung. So leicht, so tänzerisch, verspielt, verträumt und springlebendig. So schöne Melodien. Die Stücke sind mein Highlight auf der CD – sie gehen unmittelbar ins Herz und die Sinne. Das gilt auch für das Andante Cantabile oder das Nocturne. Pezza Capriccioso kommt sehr temperamentvoll daher, dramatisch, leidenschaftlich-schmerzlich, sehnsuchtsvoll.
Das Concerto Nr. 1 von Camille Saint-Saëns wiederum leidenschaftlich bewegt, stürmisch, artistisch, dann wieder innig und zärtlich. Ein Gegenstück zum ersten Teil mit Tchaikovsky, eine Herausforderung für die Hörer. Das muss man öfter hören und sich ein wenig daran gewöhnen, dann aber ist es spannend und aufregend anders. Der zweite Satz, Allegretto con moto, wirkt so graziös, ein wenig spielerisch, tänzerisch, dann sehr innig, leichter als der erste Satz, und erinnert ein bisschen an Rokoko-Schäfereien. Und dann, im dritten Satz, wechseln sich die Stimmungen ab: Einmal schnell und dramatisch, dann wieder nachdenklich, ernst, leidenschaftlich. Solistin und Orchester feuern sich gegenseitig an, schaukeln sich gegenseitig geradezu hoch. Das ist fast atemlos und grandios gespielt.
Das letzte Stück, Pampeana Nr. 2 von Alberto Ginastera (1916-1983) ist dann eine wirkliche Herausforderung. Dieser Komponist ist modern, das braucht Zeit. Ginestera beschrieb, welch tiefe Eindrücke längere Aufenthalte in der argentinischen Pampa bei ihm hinterließen, die Sinne aufgewühlt von den wechselnden Reizen und Eindrücken, freudig, melancholisch, euphorisch, dann wieder angefüllt mit unendlicher Ruhe, „... hervorgerufen durch die grenzenlose Weite und durch die Verwandlung, die die Landschaft im Verlauf einen Tages erfährt.“ Im Booklet heißt es weiter, Ginastera übersetzt „...die flirrenden Sonnenstrahlen und Reitkünste der Cowboys in eine spätimpressionistische Klangfarbenenergie, bei der das Cello mit poetisch geheimnisvollen Kantilenen verzaubert und glühende Leidenschaft beweist.“ Wer könnte das besser verstehen, als die Argentinierin Sol Gabetta.