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Medium Rezension
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Jarawan, Pierre
Am Ende bleiben die Zedern
Roman - Berlin Verlag 2016, Erstveröffentlichung
Zur Person
Pierre Jarawan, geb. 1985 als Sohn einer deutschen Mutter und eines libanesischen Vater. Die Eltern flohen vor dem Bürgerkrieg im Libanon zuerst nach Jordanien, wo er geboren wurde. Im Alter von drei Jahren kamen er und seine Familie nach Deutschland. Seit 2009 trat er bei verschiedenen Poetry-Slams auf, 2013 war er bei der Poetry-Weltmeisterschaft in Paris dabei. Er ist sehr erfolgreich als Bühnenpoet. Für seinen Roman erhielt er 2016 den Bayerischen Kunstförderpreis. Das Buch war in Deutschland und in Holland sehr erfolgreich.
Handlung
Samir, dessen Eltern aus dem Libanon wegen des Bürgerkrieges geflohen waren, liebt seinen Vater abgöttisch. Er ist sein großes Vorbild, ist ihm Freundersatz, sein Ein und Alles. Der Vater kann wunderbar Geschichten erzählen und verkörpert für Samir den Inbegriff von Geborgenheit und Liebe. Seine Familie lebt in einer deutschen Stadt, in einem Viertel, in dem viele Migranten wohnen mit ähnlichen Geschichten und ähnlicher Herkunft. So stellt seine Straße für Samir und seine Familie eine Art Heimat in einem fremden Land dar.
Eines Tages verschwindet der Vater, lässt von einem auf den anderen Tag die Familie zurück, die von nun an sehen muss, wie sie zurechtkommt. Die Mutter spielt dabei eine große Rolle und der Freund der Familie, Hakim mit seiner Tochter Yasmin. Warum und wohin der Vater gegangen ist, weiß niemand. Hakim wüsste es vielleicht, aber er schweigt.
Samir, durch den Verlust des Vaters völlig aus der Bahn geworfen, kapselt sich mehr und mehr ab. Die deutsche Gesellschaft ist für ihn nur durch Schule, später Studium und dann Arbeit präsent. Alle Versuche seiner Familie oder Hakims mit Yasmin, ihn aus seiner Isolation zu holen, scheitern. Als dann auch noch die ihm so wichtige Beziehung zu Yasmin zu zerbrechen droht, erkennt er, dass er sich auf die Suche nach dem Vater machen muss. Ohne das Wissen, warum der Vater ihn und die Familie verlassen hat, kann er nicht zu sich selbst und einem freieren Leben finden.
Als Erwachsener macht sich Samir auf in den Libanon. Was er dort erfährt, was ihm dort widerfährt, verändert sein Leben und seine Sicht auf sich selbst, den Vater und natürlich den Libanon und seine Geschichte.
Die Geschichte ist sehr spannend und einfühlsam erzählt. Man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Und erfährt eine Menge über den Libanon und seine Geschichte, über die wechselnden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Auch kann man am Ende viel besser verstehen, wie sich Menschen mit Samirs Hintergrund in Deutschland fühlen, welchen Konflikten sie ausgesetzt sind, mit welchen Erfahrungen sie zu kämpfen haben, insbesondere die ihrer Eltern, und mit welchen Vorurteilen. Wie unterschiedlich die Kinder von Migranten mit ihrer Situation umgehen, zeigt z.B. Samirs Schwester Alina. Sie ist viel jünger, hat den Vater wenig kennengelernt und wächst ganz anders auf als Samir. Sie hat viel weniger Schwierigkeiten, sich in der deutschen Gesellschaft zurechtzufinden. Das Buch sollten viele lesen, die immer glauben, Migranten wollten sich nicht integrieren. Vielleicht würden sie dann ein wenig anders denken. Hoffentlich.
Piper Verlag,Taschenbuch - 2018 - Buch
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