Buch-Welt-Musik
Medium Rezension
1041
Bell, Joshua
CD 1: Romance of the Violin CD 2: Voice of the Violin
Dirigent Michael Stern
CD 1: Academy of St. Martin-in-the-Fields CD 2: Orchestra of St. Luke's
Solist: Joshua Bell
Diese beiden CD's vereinigen eine Reihe von bekannten Stücken der klassischen Musik, teils als Instrumentalstücke komponiert, teils wurden Opernarien bearbeitet und arrangiert für Violine und Orchester von Craig Leon. Z.B. von Giacomo Puccini aus Gianni Schicchi die berühmte Arie O mio babbino caro oder von Vincenzo Bellini Casta Diva aus der Oper Norma. Oder von Franz Schubert: Serenade D 957, No. 4 (Leise flehen meine Lieder). Diese Stücke sind auf der CD Romance of the Violin zu finden.
Auch auf der zweiten CD sind Stücke von Tschaikowsky, Schubert, Dvorak, Massenet u.a. zu hören, ebenfalls für die menschliche Stimme komponiert als Lieder oder als Opernarien, z.B. aus Werther von Jules Massenet u.a. Joshua Bell hat die Stücke mit Hilfe seines Freundes J.A.C. Redford, einem Komponisten, für die Violine bearbeitet und neu arrangiert. Anna Netrebko singt das Lied Morgen von Richard Strauß im Dialog mit dem Geiger. Ehrlich gesagt, so ganz verstehe ich nicht, warum man da die menschliche Stimme mit hinein genommen hat. Im Prinzip wäre das in Ordnung, aber irgendwie stört das den Gesamteindruck, zumal man den Text des Liedes überhaupt nicht versteht. Anna Netrebko hat offensichtlich Schwierigkeiten mit der Aussprache. Aber bei Liedern ist der Text sehr wichtig. Nur schöne Stimmen reichen da nicht. Und die Version von Schuberts Ave Maria ist mir zu kitschig. Ich habe sowie Probleme mit diesem Musikstück, weil es schon in meiner Jugend so unerträglich süßlich dargeboten wurde. Grrrr. Da schüttelt es mich.
Die anderen Stücke entschädigen dafür. Und es ist ja auch ein wenig Geschmackssache.
Puristen werden sich an der Zusammenstellung stören, zu romantisch, zu soft, zu sehr Mainstream – bei Klassik ein bisschen seltsam, die ist ja eher weniger Mainstream.
Ich bin in der Regel auch gegen nette Auswahl und Musik zum Genießen. Ich genieße Musik nicht, will das auch nicht. Ich konsumiere Musik nicht, auch nicht als eine Art delikate Speise. Dazu ist sie mir zu wichtig. Sie muss mir unter die Haut gehen und existentiell wichtig sein. Aber ich finde, man soll es nicht übertreiben. Klassische Musik ist oft sehr tragisch. Und das kann man nicht immer so an sich heranlassen. Da ist es doch schön, Musik hören zu können, die gut tut, die in die Tiefe geht, ohne aber gleich mit dem Tod zu enden. Musik, die mich mitnimmt in ihre Welt, die mich ein wenig tanzen lässt, ganz leicht, ganz behutsam. Und die mir sagt, die Welt ist auch schön, nicht nur hart und schwer. Und du hast ein Recht darauf, auch einmal einfach nur glücklich zu sein.
Insofern: Ich mag die CD's, die Zusammenstellung. Und höre mir gerne die Arien in der Violinstimme an. Das ist einmal etwas ganz anderes. Und wenn Joshua Bell spielt – was will ich mehr?
Sony Classical 2006 - 2003 / 2006 - Audio-CD
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