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Medium Rezension
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Ümit, Ahmet
Die Gärten von Istanbul
Übersetzung: Sabine Adatepe
Nevzat ist Oberinspektor beim Morddezernat Istanbuls. Er hat seine Frau und seine Tochter bei einem Attentat verloren. Seitdem leidet er unter Schuldgefühlen und ist verloren in seiner Trauer und seinem Schmerz um die beiden.
Als an der Atatürk-Statue ein Toter gefunden wird, zieht man Nevzat hinzu. Schnell wird klar, es handelt sich um Mord. Das Opfer, bekannter Professor für Kunstgeschichte, ist in seltsamer Position nahezu drapiert, eine historische Münze in der Hand. Von Anfang an vermuten Nevzat und seine Kollegen Ali, ein Heißsporn, und Zeynap, eine eher besonnene Polizistin, dass der oder die Täter ihnen damit eine Nachricht zukommen lassen wollen. Aber welche?
In den folgenden Tagen werden immer wieder Mordopfer an historischen Stätten ähnlich drapiert gefunden, ohne dass es tragfähige Hinweise auf die Täter gäbe. Gemeinsam ist: Alle gehören sie zur so genannten besseren Gesellschaft und haben geschäftlich oder privat miteinander zu tun. Verdächtige sind einige da, aber nichts ist zu beweisen. Allerdings stellt sich heraus, dass die Opfer alle etwas zu verbergen haben. Sie sind in gemeinsame schmutzige Geschäfte verstrickt.
Aber warum hat man sie ermordet und warum in diesen theatralischen Positionen? Handelt es sich um Verrückte, Verbrecher oder Idealisten, die gegen die Machenschaften dieser Leute kämpfen, und dabei vor Mord nicht zurückschrecken?
Eine große Rolle scheint die Stadt Istanbul mit ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte zu spielen. Sie ist die eigentliche Protagonistin: Überbordend, unbezähmbar, zwischen zwei Kontinenten gelegen, reich, arm, geheimnisvoll.
Ahmet Ümits Bücher sind Krimi und Literatur in einem. So auch in diesem Roman. Und die Leser erfahren sehr viel über Istanbul, seine Geschichte und Gegenwart, über die Unterschiede und Widersprüche der modernen türkischen Gesellschaft. Seine Sprache ist klar, ohne Schnörkel, aber auch an bestimmten Stellen poetisch und ein bisschen mytisch-mystisch, beispielsweise bei Kapitelanfängen. Sie enthalten eine Botschaft, die aber nicht leicht zu enträtseln ist. Also: Lesenswert
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