Maya, die weibliche Hauptfigur, ist 36 Jahre alt, lebt in Istanbul und arbeitet an der dortigen Universität. Die Geschichte spielt im Jahr 2000-2001. Sie ist geschieden und hat einen Sohn in der Pubertät. Gerade in einer Art Lebenskrise, fürchtet sie zudem, den Kontakt zu ihrem Sohn zu verlieren, der sich immer mehr in seine eigene Welt – Internetwelt – zurückzieht. Zu ihrem geschiedenen Mann hat sie ein distanziertes, nicht unkompliziertes, aber auch nicht unfreundliches Verhältnis. Da bekommt sie den Auftrag, den amerikanischen deutschstämmigen Professor Maximilian Wagner zu betreuen. Er ist in Istanbul, um an einem Kongress dort teilzunehmen.
Maximilian Wagner ist ein schon alter Mann, sensibel, gebildet und sehr freundlich und höflich. Maya gerät sehr schnell in seine Geschichte. Sie erfährt mehr und mehr von ihm und was es auf sich hat mit der Geige, die er immer mit sich führt ebenso wie die Noten für eine Serenade, die einer geheimnisvollen Frau namens Nadja gewidmet ist. Bald verwebt sich Mayas Geschichte immer mehr mit der Maximilians. Durch ihn erfährt sie nicht nur seine Vergangenheit, sondern auch die der Türkei während des zweiten Weltkriegs, die Rolle, die das Land spielte gerade in Bezug auf die jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland. Und sie erfährt die tragische Liebesgeschichte des Professors. Was das alles für sie (und ihn) bedeutet und welche Folgerungen sie daraus zieht, das schreibt Zülfü Livaneli spannend und einfühlsam.
Auch hier zeigt sich wieder Livanelis Talent, Geschichten zu schreiben, die aktuelle Themen der Türkei aufgreifen, spannende Bezüge zur Vergangenheit herzustellen und Lösungsansätze zu finden für das eigene Leben ebenso wie für das eines Landes mit seinen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Serenade für Nadja ist auch ein politisches Buch. Gegen Ende zitiert Maya aus einem Vortrag von Maximilian. Dieser habe „Professor Huntingtons Begriff des 'Kampfes der Kulturen“ und Edward Saids 'Kampf der Ignoranz' durch den Begriff 'Kampf der Vorurteile' ergänzt.“ Dieser Kampf gegen Vorurteile heute so wichtig wie zu jeder Zeit.