Zülfü Livaneli ist ein türkischer Buchautor, Filmemacher, Sänger und Komponist. Ich kenne ihn von zwei seiner Bücher (Glückseligkeit und Serenade für Nadja - unbedingt empfehlenswert) und war neugierig auf seine Musik. Ich verstehe leider kein Türkisch und Übersetzungen seiner Texte bzw. der Texte z.B. von Nazim Hikmet, die er verwendet, sind nicht einfach zu finden. Es gibt einige, aber man muss danach suchen. Manche Texte gibt es unter Lyrics u.a. in englischer Übersetzung, aber sie sind nur bedingt hilfreich. Ich muss mich also ganz auf die Musik einlassen, ihre Stimmung und das, was sie mir vermittelt über die Unmittelbarkeit des Hörens.
Ich bin sehr beeindruckt - ich mag orientalische bzw. türkische Musik - und es fällt mir überhaupt nicht schwer, mich auf Livanelis Musik einzulassen. Manches erinnert an griechische Klänge, was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man seine Beziehung zu Mikis Theodorakis bedenkt und seine Bemühungen um Verständigung zwischen den Völkern. Irgendwie meine ich, aus seiner Stimme, aus seiner Musik seine humanistische Gesinnung herauszuhören. Es ist eine nachdenkliche Stimme, oft melancholisch. Viele Lieder sind sehr rhythmisch, dann wieder leise. Das Publikum singt oft mit, was aber eine schöne Ergänzung ist, ebenso die raue Frauenstimme, die bei vielen Liedern begleitet.
Welches Lied mich am meisten anspricht? Schwer zu sagen. Aber beim ersten Anhören hat mich sofort Yigidim aslanim berührt. Ich habe dann nach dem Text bzw. der Übersetzung gesucht und bin fündig geworden. Es ist ein Gedicht auf Nazim Hikmet und andere Verfolgte der Diktaturen in der Geschichte der Türkei. Merkwürdig, was man, auch ohne die Worte zu kennen, spüren kann. Verschiedene Texte sind von Yasar Kemal, Nazim Hikmet, Federica Garcia Lorca u.a. Die Musik ist von Zülfü Livaneli.