1003 Harnoncourt, Nikolaus / Lang Lang The Mozart-Album – Lang Lang Dirigent: Nikolaus Harnoncourt Wiener Philharmoniker Solist: Lang Lang | Den Titel habe ich nicht von ungefähr gewählt, sondern weil er alles enthält, was nötig ist, um diese Aufnahme zu beschreiben. Ich kannte Lang Lang nicht besonders, aber jetzt schon. Nikolaus Harnoncourts Interpretationen liebe ich seit der ersten CD, die ich mit ihm als Dirigent hörte, eine Aufnahme mit Gidon Kremer, ebenfalls den Wiener Philharmonikern und den Violinkonzerten Mozarts. Die Musik funkelt nur so, ist tänzerisch, sanft, zärtlich, leidenschaftlich, witzig, dramatisch, ernsthaft, tief, sensibel und verspielt - mit einem Wort: voller Leben. Und alle Mitspieler gehen aufeinander ein, hören aufeinander, feuern sich an, spielen miteinander, fragen, antworten einander. Und die Musik ist auf den Punkt gespielt, Rhythmus pur, Hier ordnet sich keiner dem anderen unter, es sei denn, dem Ganzen, der Musik, dem Puls und dem Atem der Musik. Lang Lang hat die Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt gesucht - was nur für ihn spricht. Warum soll ein junger Mensch und ernsthafter Künstler nicht die Nähe eines großen, erfahrenen Anderen suchen, der sich noch dazu sein ganzes Leben mit Mozart beschäftigt hat? Und gerade in den Kadenzen und Passagen ohne Orchester bzw. auf der zweiten CD mit Mozart-Sonaten kann Lang Lang sein Verständnis von Mozarts Musik darbieten, und das ist selbstbewusst und sensibel, klangschön und lebendig. Aber wunderbar ist wirklich diese intensive Beziehung der drei Partner (Orchester, Solist, Dirigent) zueinander. Gerade im 3. Satz des Pianokonzertes Nr. 17 kann man hören, wie viel Freude alle an ihrem Tun haben, wie unglaublich sich alle gegenseitig anfeuern (wenn es sich nicht um Musik handelte, würde ich sagen, wie verrückt sie herumtollen). Ich finde auch faszinierend, wie schnell Mozart die Gefühlslage wechselt wechselt (z.B. im dritten Satz des Konzertes Nr. 24). Eben noch tiefernst, schmerzlich, jetzt witzig, ja spöttisch, so jedenfalls scheint es mir. Diese schnellen Wechsel sind ja von ihm bekannt. Und es ist toll, das auch hören zu können, keine Gleichmacherei, sondern ganz klar und ausgefeilt. Auch wenn man nicht weiß, worum es geht im Einzelnen, man kann es irgendwie fühlen, im eigenen Körper spüren. Ich habe Ausschnitte in einer Fernsehsendung von den Proben gesehen. Und da wäre ich so gerne dabei gewesen. So viel Freude am Miteinander, das hätte ich gerne gesehen. Es gibt zu dem Ganzen eine DVD über die gemeinsamen Proben zu der CD – sehr empfehlenswert. Es ist schön, zu sehen, mit welcher Hochachtung, welchem Respekt und Zuneigung sich große Künstler begegnen können. Deutsche Grammophon - 2014 - Audio-CD |